Exkursion Alb-Leisa

 Bild: Besuchergruppe im Linse-Leindotter-Feld von Armin Bauschatz in Riedlingen (links) 3. v.r. Woldemar Mammel (Quelle: Patric Bies)
Bild: Besuchergruppe im Linse-Leindotter-Feld von Armin Bauschatz in Riedlingen (links) 3. v.r. Woldemar Mammel (Quelle: Patric Bies)

Die traditionelle Alblinse - in der schwäbischen Alb „Alb-Leisa“ genannt - war Gegenstand der Exkursion am 01. Juli 2016, die von Herrn Patric Bies von der Rosa Luxemburg Stiftung in Zusammenarbeit mit „Unser Land“ und „Protein regional“ organisiert wurde.

Über viele Jahrhunderte wurden auf der Schwäbischen Alb Linsen kultiviert. Während im 19. Jahrhundert noch mehrere Tausend Hektar mit dieser Hülsenfrucht bebaut wurden, ging der Anbau im 20. Jahrhundert stark zurück. Die heimischen Sorten, die noch in den 1930er und 40er Jahren vom schwäbischen Pflanzenzüchter Fritz Späth gezüchtet wurden, verschwanden in den 60er Jahren sogar ganz. Erst im Jahre 2006 wurden in der Wawilow-Saatgutbank in St. Petersburg diese alten Sorten wiederentdeckt und seitdem mit großem Engagement am Ursprungsort vermehrt.

Seit der Wiederbeschaffung des verloren geglaubten Saatgutes der „Alb-Leisa“ in St. Petersburg hat ein Neuaufschwung des Anbaus der Alb-Leisa begonnen. Organisiert wurde und wird dieser Aufschwung von Woldemar Mammel, dem Begründer der Öko-Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“, welche mit ca. 75 Anbauern über 280 ha Fläche bewirtschaftet. Dabei kümmert sich die Erzeugergemeinschaft um Saatgut, Trocknung, Reinigung, Abpackung und Vertrieb. So werden regional etwa 700 Einzelhändler, Hofläden, Bioläden, aber auch Bäckereien, Metzgereien und 300 Gaststätten beliefert.

Das Besondere am Anbau der „Alb-Leisa“ ist der Mischfruchtanbau, d.h. zusammen mit der Linse wird eine zusätzliche Stützfrucht als Rankhilfe angebaut. Neben der traditionellen Verwendung der Gerste als Rankhilfe („Gerschtenlins“) zeigen sich nun erste Erfolge bei der Stützfrucht Leindotter.

Während der Exkursion konnten mehrere Versuchsflächen begutachtet werden und es war ersichtlich, dass beim Umgang mit der neuen Stützfrucht Leindotter zunehmend Routine erlangt wird. Leindotter und Linse lassen sich nach der gemeinsamen Ernte um ein Vieles leichter trennen als das herkömmliche Anbaugemenge. Weiterhin lässt sich aus dem Leindotter sowohl ein schmackhaftes Öl als auch ein wertvoller Ölkuchen herstellen, wodurch eine zusätzliche Wertschöpfung gegeben ist.

Abgerundet wurde die Exkursion durch eine weitere bemerkenswerte Initiative des Bioland-Landwirts Armin Bauschatz der Erzeugergemeinschaft, der sowohl Buchweizen wie auch Hanfmehl herstellt. Beides ist in der Gourmetküche für Crepe-ähnliche Gebäcke aber auch für Kuchenteig hervorragend geeignet. Davon konnten sich bei Kaffee und Kuchen die Exkursionsteilnehmer überzeugen.

Erstaunlich an der heutigen Marktentwicklung ist die Aufleben der bisher kaum bekannten regionalen Eiweißpflanzen wie Linse, Buchweizen, Leindotter und Hanf. Dies wiederum ist Ausdruck der Experimentierfreudigkeit und zunehmenden Geschmacksdifferenzierung heutiger Konsumenten – ganz im Sinne unseres Netzwerkes Protein regional.